Im Jahr 1926 zelebrierte die Amtsersparniskasse Thun (AEK Thun) ihr hundertjähriges Bestehen. Im Folgejahr wurde dieses gross gefeiert, eine Denkschrift namens «Hundert Jahre Amtsersparniskasse Thun, 1826–1926. Ein Beitrag zur Heimatkunde» publiziert und eine grosszügige Vergabung (Fr. 100’000.00 à fonds perdu) für das «Greisenasyl für den Amtsbezirk Thun» gesprochen.

In den Akten zur Feier des hundertjährigen Bestehens der AEK Thun ist eine feierliche Botschaft zu lesen: «Die im Jahre 1826 unter dem Namen ‹Ersparniskasse des Amtes Thun› gegründete Anstalt war im Jahre 1927 in der Lage, die Feier ihres hundertjährigen Bestehens festlich zu begehen.» Den Vorsitz des Ausschusses für die Feier hatte der damalige Präsident Herr Hüssy inne. Dem Protokoll der Direktionssitzung vom 4. Februar 1925 ist zu entnehmen: «Der Vorsitzende Hüssy berichtet über seine bezüglich der Abfassung einer Denkschrift anlässlich des hundertjährigen Jubiläums unserer Anstalt gepflogenen Unterhandlungen. Der erstangefragte und bestqualifizierte Herr Dr. Huber konnte sich leider nicht zur Übernahme der Arbeit entschliessen, wogegen sich Herr Dr. Trepp, Lehrer am Progymnasium, (…) in bereitwilliger Weise bereit erklärt hat, die Abfassung dieses Werkes zu übernehmen.»

Jubiläumsschrift: ein zeitaufwendiges Unterfangen 
Im Ausschuss-Sitzungsprotokoll vom 20. Oktober 1926 wird ersichtlich, dass die Recherchen für eine umfassende Jubiläumsschrift zeitaufwendig sind: «Die Gründung der Amtsersparniskasse fand am 30. November 1826 statt und ihre Tätigkeit hat sie am 1. Januar 1827 begonnen. Man hatte gehofft, das Jubiläum an einem diesen Daten entsprechenden Zeitpunkt feiern zu können, was aber nicht möglich sein wird, weil der mit der Abfassung der Festschrift beauftragte Dr. Trepp mit seinen Arbeiten im Rückstand sein dürfte. Er hat am 31. Januar 1925 die Übernahme des Auftrages schriftlich bestätigt, Protokolle, Rechnungen, Berichte etc. aus den Archiven der Anstalt bezogen und seine Vorarbeiten begonnen. Nach Ansicht des Berichterstatters hätte Dr. Trepp die Arbeit bis zum 1. Januar 1926 im Rohbau fertig haben sollen (…). Weil die Druckerei für Satz und Druck des Werkes mindestens 2 Monate benötigt und Dr. Trepp noch nichts abgeliefert hat, ist an eine rechtzeitige Fertigstellung nicht mehr zu denken. Wir können uns allerdings damit trösten, dass es anderen Institutionen mit ihrer Hundertjahrfeier ähnlich gegangen ist und die Festschriften auch auf sich warten liessen. Bezüglich der Vergütung an den Verfasser der Denkschrift sind keine Abmachungen getroffen worden, es besteht aber die Meinung, dass derselbe für seine Arbeit recht honoriert werden sollte (…).»

Schön hergerichtet: Das grosse Fest fand am Mittwoch, 25. Mai 1927, um 13.00 Uhr im Gasthof zum Sädel in Thun statt.

Bleibende Reklame und Denkstein für alle Zeiten
Das Jubiläumsjahr der AEK Thun sollte auch im Zeichen grosszügiger Vergabungen stehen. Im Vorfeld wurde diesbezüglich rege diskutiert: «Herr Präsident Hüssy berichtet, dass die anderen Institute, die vor uns das Jubiläum ihres hundertjährigen Bestehens feierten, auf diesen Anlass Vergabungen ausgerichtet haben, die sehr verschieden hoch bemessen wurden. Entgegen seiner früheren Ansicht wäre er der Meinung, nicht über Fr. 20’000 bis Fr. 30’000 zu gehen. Herr Notar Rufener hält hingegen dafür, dass nur eine Vergabung in grösserem Umfange, die aber als Ganzes Verwendung finden und nicht ‹verzeddelt› werden sollte, bleibenden Wert haben würde.»

Alters- oder Trinkerheim?
Es sollte durch Schaffung einer Stiftung ein gemeinnütziges Werk ins Leben gerufen werden, das entweder dem Alter oder der Jugend dienen würde, womit sich die AEK Thun eine bleibende «Reklame» und einen «Denkstein für alle Zeiten» begründen würde. «Wenn ein Altersheim geschaffen werden könnte, so wäre zudem noch die moralische und tatkräftige Unterstützung des ‹Vereines für das Alter› zu erwarten. Ausserdem könnte in Verbindung damit die Verwendung der teilweise noch unbenutzten Nyffenegger-Stiftung ermöglicht werden. Aber auch ein Werk für die Jugend wäre begrüssenswert. Auch auf die Wünschbarkeit eines Trinkerheims ist nachdrücklich hingewiesen worden. Eine Anstalt für die Versorgung alter, gebrechlicher und mittelloser Leute würde der Donatorin zur Zierde gereichen und wirksame Reklame machen (…).» 

Geschäftsbericht 1926:Auf der ersten Seite des Geschäftsberichts wird ersichtlich,wie sich die damalige Direktion zusammenstellte und in welchenGemeinden die Amtsersparniskasse Thun ihre Einnehmereienhatte.
«Babygutscheine»:Im Frühling des Jubiläumsjahres 1926 hat die AEK Thun die Ausgabe von Gratissparheften für Neugeborenemit einer einmaligen Gratiseinlage von Fr. 5.00 ins Leben gerufen. Das Angebot stiess auf grosses Interesse:Vom 1. Mai 1926 bis Ende des Jahres wurden insgesamt 312 Gratissparhefte ausgestellt.
«Eine Anstalt für die Versorgung alter, gebrechlicher und mittelloser Leute würde der Donatorin zur Zierde gereichen und ihr wirksame Reklame machen.»

Nyffenegger-Stiftung: heimeliges Greisenasyl für den Amtsbezirk Thun
Schliesslich entschied sich die Direktion der AEK Thun dazu, ein Altersheim zu gründen. «Die Nyffenegger-Stiftung wird nun unter dem Namen ‹Greisenasyl für den Amtsbezirk Thun› durch einen Stiftungsrat geleitet. Das bestehende Stiftungsvermögen beträgt Fr. 370’000.– und darf, der testamentarischen Verfügung des Herrn Nyffenegger gemäss, nur für den Betrieb eines Altersasyls, nicht aber für die Erstellung oder Einrichtung eines solchen Verwendung finden. Herr Rufener stellt sich nun vor, dass die Amtsersparniskasse eine für die Gründung eines Altersheimes bestimmte Summe aussetzen sollte. Dabei bezeichnet er es als wünschenswert, dass eine gediegene Anstalt gegründet würde, in der die Insassen sich in kleinen, heimeligen Einzelzimmern wirklich wohlfühlen würden, im Gegensatz zum Massenbetrieb der kantonalen Armenanstalten. Er hält dafür, dass nur ein Neubau hierfür die nötigen zweckentsprechenden Räume für vorläufig 30–35 Pflegelinge bringen könnte (…)». Gemäss Notar Rufeners Ausführungen sollte die AEK Thun einen Betrag von Fr. 100’000.00 à fonds perdu spenden und durch ein Darlehen von weiteren Fr. 100’000.00 an die Anstalt den Bau ermöglichen. Damit würde ein Werk geschaffen, das vielen helfen würde und der AEK Thun Dank und Anerkennung bringen würde.

Heutiges Alterswohn- und Pflegeheim Magda
Die Entstehung des heutigen Alterswohn- und Pflegeheims Magda geht somit indirekt auf die letzte Willensverordnung des Andreas Nyffenegger, Käsehändler in Thun, vom 13. März 1895 zurück. In dieser Verordnung berief er zu seinem Haupterben «ein im und für den Amtsbezirk Thun zu gründendes Greisenasyl». Als die AEK Thun im Jahr 1926 ihr 100-jähriges Jubiläum feierte, wurde eine Jubiläumskommission gegründet, die am 27. November 1926 den Vertretern des Nyffenegger-Fonds sowie des «Vereins für das Alter im Amte Thun» bekannt gab, dass sie «ein grosszügiges, gemeinnütziges Werk für das Alter zu schaffen gedenke»: eine Vergabung von CHF 100’000.00 à fonds perdu sowie ein zinsgünstiges Darlehen in etwa gleicher Höhe, um ein Altersheim zu kaufen und zu betreiben. Am 21.2.1928 konnte der Kaufvertrag mit Gustav Schönemann, Bern, zum Erwerb der prachtvoll gelegenen Pension Magda in Hilterfingen unterzeichnet werden. Am 19. August 2015 fasste der Stiftungsrat des Nyffenegger-Fonds den Beschluss, sich aufzulösen und sämtliche Vermögenswerte der Stiftung Alterswohn- und Pflegeheim Magda zu übergeben. In seinem fast 90-jährigen Bestehen hat sich das Altersheim Magda vom ehemaligen Dienstbotenheim zu einem modernen Wohn- und Pflegeheim gewandelt. Heute bietet es seinen Bewohnenden alle Voraussetzungen für Selbstständigkeit, Lebensqualität und Wohlgefühl an herrlicher Lage. 

Jubiläumsfeier
Gross gefeiert wurde die AEK Thun schliesslich am 25. Mai 1927 im Saal des Gasthofs zum Sädel (heute: Hotel am Schloss, ehemals Hotel Elite, Anmerkung der Verfasserin). Auf dem Programm standen die Begrüssung durch den Direktionspräsidenten, ein Festessen, Dessertbuffet plus Festrede des Verwalters. Für die Zwischenunterhaltung gab es ein Orchester. Eingeladen waren nebst einiger regionaler Persönlichkeiten aus der Politik und den Medien auch 88 Genossenschafter der AEK Thun. Alle Anwesenden erhielten als Geschenk die Denkschrift zum 100-Jahr-Jubiläum der AEK Thun.

Hundert Jahre AEK Thun: Die anlässlich der Jubiläumsfeier der AEK Thun verfasste Denkschrift von Dr. M. Trepp.
Einladung für die 100-Jahr-Jubiläumsfeier der Amtsersparniskasse Thun vom 25. Mai 1927.